Minister: Wohl islamistischer Hintergrund bei Anschlag in Ansbach
/ 25.07.2016 / Drei Bluttaten in einer Woche im deutschen Bundesland Bayern: Auf
die Axt-
Bombenanschlag in
Ansbach. Der mutmaßliche Attentäter soll syrischer
Flüchtling gewesen sein. Die Ermittler
vermuten einen islamistischen
Hintergrund.
Ansbach (dpa) -
Bombenanschlag im bayerischen
Ansbach sind zwölf Menschen verletzt
worden, drei davon schwer. Bayerns Innenminister
Joachim Herrmann
hält es für wahrscheinlich, dass der Anschlag am Sonntagabend das
Werk
eines islamistischen Selbstmordattentäters war. «Meine
persönliche Einschätzung ist,
dass ich es leider für sehr naheliegend
halte, dass hier ein echter islamistischer
Selbstmordanschlag
stattgefunden hat», sagte Herrmann am Montag der Deutschen
Presse-
aus Syrien. Er starb bei der
Explosion nahe einem Open-
Der Mann, der öfter in psychiatrischer Behandlung
gewesen sei, habe
die Bombe mit scharfkantigen Metallteilen in seinem Rucksack bei
dem
Musikfestival mit etwa 2500 Besuchern zünden wollen, sagte Herrmann
bei einer Pressekonferenz
in Ansbach. Ihm wurde aber der Einlass
verwehrt. Die Explosion ereignete sich gegen
22.00 Uhr vor dem
Eingang zum Konzert. Der Nürnberger Polizeivizepräsident Roman
Fertinger
sagte: «Wenn er mit dem Rucksack in die Veranstaltung
gelangt wäre, hätte es bestimmt
mehr Opfer gegeben.»
Auf die Frage, ob der Täter im Zusammenhang mit der Terrormiliz
Islamischer Staat
(IS) stehe, sagte der Minister: «Es ist dies auf
jeden Fall nicht auszuschließen.»
Konkrete Hinweise auf den IS gebe
es allerdings nicht. «Die offensichtliche Absicht,
mehr Menschen zu
töten, weist zumindest auf einen islamistischen Hintergrund hin.»
Man
müsse nun herausfinden, mit wem der Täter kommuniziert habe,
erläuterte Staatsanwalt
Michael Schrotberger.
Es ist die dritte Bluttat in Bayern innerhalb einer Woche. Am
Montag
vergangener Woche hatte ein afghanischer Flüchtling unter anderem in
einer Regionalbahn
in Würzburg Menschen mit einer Axt angegriffen, am
Freitag war ein junger Mann in
München Amok gelaufen. Mehrere
Menschen starben, viele wurden verletzt.
Herrmann sagte,
es sei leider ein weiterer schlimmer Anschlag, der
gerade die Besorgnis der Menschen
weiter verstärken dürfte. Eine
restlose Aufklärung der Tat sei wichtig, um das Vertrauen
in den
Rechtsstaat wieder herstellen zu können. «Wir müssen sehen, dass
neben vielen
Flüchtlingen mit schlimmen Schicksalen auch Leute in
unser Land kommen oder gekommen
sind, die eine echte Gefahr für die
Sicherheit der Menschen in unserem Land darstellen»,
sagte er. «Das
können wir nicht hinnehmen.» Das müsse Konsequenzen haben.
Er pocht
auf Gesetzesänderungen auf Bundesebene. Dabei gehe es etwa
um das Strafrecht und um
aufenthaltsrechtliche Fragen. «Wir müssen
auch anderen deutlich machen: Jeder hat
die Rechtsordnung dieses
Landes zu akzeptieren.» Wenn jemand dagegen verstoße, müsse
schon auf
niedrigerer Schwelle als bisher deutlich werden, dass er das Land
wieder
zu verlassen habe. Allerdings hängen die Überlegungen nicht
unmittelbar mit dem tödlichen Attentat
vom Sonntagabend zusammen.
In Ansbach sorgte die Explosion für einen Großeinsatz der
Polizei,
die mit 200 Kräften anrückte. Feuerwehr und Rettungsdienste waren mit
350
Kräften im Einsatz. Die Polizei gründete eine Sonderkommission
mit mehr als 30 Mitgliedern.
Die Tatortarbeit begann noch in der
Nacht.
Der mutmaßliche Täter sei vor zwei Jahren
nach Deutschland gekommen
und habe einen Asylantrag gestellt, sagte Herrmann. Der
Antrag wurde
vor einem Jahr abgelehnt, der Flüchtling sei seitdem geduldet
gewesen.
Hintergrund sei, dass Deutschland im Moment niemanden nach
Syrien in den Bürgerkrieg
abschiebe. Der Grund für die Ablehnung des
Asylantrags ist laut Herrmann noch unbekannt.
Dies soll im Laufe des
Tages mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geklärt
werden.
Er sei entsetzt, dass der Asylschutz menschenverachtend missbraucht
werde,
sagte er. «Das ist ungeheuerlich.» Alles müsse unternommen
werden, damit solches Verhalten
nicht weiter um sich greife.
Der Mann wohnte in einer Unterkunft in Ansbach und war
wiederholt
strafrechtlich in Erscheinung getreten. Unter anderem hatte die
Polizei
wegen eines Drogendelikts mit dem Mann zu tun, wie Herrmann
sagte. Der Syrer habe
sich schon zwei Mal das Leben nehmen wollen. Er
sei deshalb auch schon in einer Psychiatrie
untergebracht gewesen.
Die komplette Altstadt von Ansbach, das rund 40 000 Einwohner
hat,
war am späten Abend abgeriegelt. Anwohner konnten zunächst nicht
zurück in ihre
Häuser. Das Open-
Unklar war zunächst, in welchem Umfeld
sich der 27-
und woher er den Sprengstoff hatte. Man müsse auch klären,
woher
genau die Metallteile stammten, sagte Polizeivizepräsident Fertinger.
Diese glichen
solchen, die in der Holzindustrie verwendet werden.