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Bayer plant Mega-Deal: 55-Milliarden-Euro-Angebot für Monsanto


/ 24.05.2016 / Der US-Agrarchemiekonzern Monsanto hat in Europa keinen besonders
guten Ruf. Der Bayer-Chef ist aber überzeugt: Eine Fusion würde nicht
nur dem Dax-Schwergewicht nutzen, sondern auch die Ernährung der
Weltbevölkerung verbessern. Die Aktionäre sind skeptisch.

Leverkusen/St. Louis (dpa) - Der deutsche Pharma- und
Planzenschutzriese Bayer will den umstritten Biotechnologiekonzern
Monsanto für mehr als 55 Milliarden Euro übernehmen und damit zum
weltgrößten Agrarchemie-Hersteller aufsteigen. Es wäre eine der
teuersten Übernahmen der deutschen Wirtschaftsgeschichte. An der
Börse sorgte die Bekanntgabe des gebotenen Kaufpreises am Montag für
weitere Kursverluste der Bayer-Aktie.

Bayer-Chef Werner Baumann verteidigt trotz der Vorbehalte der
Aktionäre seine Übernahmepläne. Die Agrarindustrie stehe angesichts
der schnell wachsenden Weltbevölkerung und der globalen Erwärmung vor
gigantischen Herausforderungen. Durch die Kombination ihrer
Fähigkeiten könnten Bayer und Monsanto hier wegweisende Antworten
geben. Davon würden die Landwirtschaft, aber auch die eigenen
Aktionäre profitieren.

Die Leverkusener würden durch den Zusammenschluss zur weltweiten
Nummer im Agrochemiegeschäft aufsteigen. Der Konzernumsatz würde auf
rund 60 Milliarden Euro (bisher: 46,3 Milliarden) zulegen, die Zahl
der Mitarbeiter auf fast 140 000 (bisher: knapp 117 000) klettern.

Dafür will Bayer tief in die Tasche greifen. Der Dax-Konzern bietet
je Monsanto-Aktie 122 US-Dollar in bar - insgesamt 62 Milliarden
Dollar. Die Offerte entspricht einem Aufschlag von 37 Prozent auf den
Schlusskurs der Monsanto-Aktie vor dem Bekanntwerden der ersten
Übernahme-Spekulationen. Zur Finanzierung setzt Bayer auch auf eine
Kapitalerhöhung.

Damit liegt der gebotene Kaufpreis noch einmal deutlich über den
knapp 40 Milliarden Dollar, die Daimler 1998 für Chrysler zahlte, und
übertrifft auch die rund 50 Milliarden Dollar, die die Deutsche
Telekom im Jahr 2000 auf dem Höhepunkt des Telekommunikations-Booms
für den US-Rivalen Voicestream hinblätterte.

«Wir sind seit langem von Monsanto beeindruckt», begründete Baumann
den Schritt. Nicht zuletzt die führende Rolle der Amerikaner in der
Biotechnologie und beim «digital farming» - der Nutzung digitaler
Techniken für die Landwirtschaft - mache Monsanto attraktiv. Bereits
nach drei Jahren rechnen die Leverkusener durch den Zusammenschluss
mit Einsparungen von rund 1,5 Milliarden Dollar jährlich.

Nachteile für die deutschen Bayer-Beschäftigten sind nach Angaben der
Gewerkschaft IG BCE ausgeschlossen. Die Vereinbarungen zur
Beschäftigungssicherung blieben unangetastet, alle Standorte
erhalten, wurde betont. Auch bleibe die Forschung und Entwicklung
weiterhin in Deutschland angesiedelt. Der Bayer-Betriebsrat begrüßt
den geplanten Zusammenschluss. «Die Übernahme von Monsanto sichert
nachhaltig die Zukunftsfähigkeit von Bayer», sagte
Gesamtbetriebsratschef Oliver Zühlke der «Rheinischen Post»
(Dienstag). Der Konzern habe sich unter anderem verpflichtet, bis
2020 am Kündigungsschutz festzuhalten.

Unterstützung bekam der Bayer-Chef auch von der Deutschen
Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Deren
Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler sagte der Deutschen Presse-Agentur:
«Wir finden es richtig, dass Bayer diesen Versuch startet.» Dem
Unternehmen biete sich eine einmalige Chance, zum Weltmarktführer
aufzusteigen - auch wenn es dazu sein Angebot möglicherweise sogar
noch einmal erhöhen müsse.

Umweltschützer und die Bundestagsfraktion der Grünen sehen
den Zusammenschluss dagegen kritisch. Der Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND) warnte, der Konzern wolle offenbar
trotz allen gesellschaftlichen Widerstands verstärkt auf Gentechnik
setzen.

Monsanto steht in Europa seit Jahren wegen seiner gentechnisch
veränderten Produkte in der Kritik. Zudem wird seit langem über
mögliche gesundheitsschädliche Auswirkungen des Wirkstoffs Glyphosat
diskutiert, den Monsanto in seinem weltweit verbreiteten
Unkrautvernichter «Roundup» benutzt. Bayer hält die Image-Probleme
indes für beherrschbar.

Bei den Aktionären kommt das vom Bayer-Vorstand und -Aufsichtsrat
einstimmig beschlossene Übernahmeangebot bislang allerdings nicht gut
an. Bereits die erste Ankündigung der Pläne vor wenigen Tagen hatte
die Bayer-Aktie auf Talfahrt geschickt. Die Bekanntgabe des
Kaufpreises ließ den Kurs nach Börseneröffnung am Montag bis zum
Nachmittag noch einmal um rund vier Prozent nachgeben.


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