POLITYKA   Komentator. Europa-Niemcy-Polska  
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Obamas Bewunderung für Merkel und sein Vermächtnis an Europa

Von Kristina Dunz und Martin Bialecki, dpa


/ 26.04.2016 / Barack Obama liebt seinen Job - und irgendwie auch Angela Merkel.
Jedenfalls hört sich seine Lobrede auf die Kanzlerin wie eine
Liebeserklärung an. Die Botschaft: Europa braucht sie.

Hannover (dpa) - Mehr geht nicht, sonst müsste er sie wohl küssen.
Barack Obama macht Angela Merkel bei seinem letzten Auftritt als
US-Präsident in Deutschland so etwas wie eine politische
Liebeserklärung. «Es ist die wichtigste Beziehung, die wichtigste
Freundschaft, die ich in meiner Amtszeit hatte.»

In der Flüchtlingspolitik sei sie auf der richtigen Seite der
Geschichte, sagt Obama. Er sei froh, dass Merkel noch Kanzlerin sei,
wenn er nicht mehr Präsident ist: «Die Welt wird davon profitieren,
von ihrer sehr steten und konsequenten Präsenz. Und: «Sie tut, was
sie verspricht.» Er werde sie als Privatmensch weiter bewundern.

Es klingt wie ein Vermächtnis nicht nur an Deutschland, sondern an
ganz Europa. Es ist ein Treffen in schwieriger Zeit. Obama ist zwar
2016 immer auch auf Abschiedstournee, kommt aber aus gutem Grund auch
nach Deutschland.

Mehr und mehr sei die US-Regierung von der Sorge getrieben, Europa
wanke im Angesicht der Probleme vom Ukraine-Konflikt bis zur
Flüchtlingskrise, ist aus seinem Umfeld zu hören. Ein schwaches,
uneiniges Europa vor den Türen Russlands? Das kann Washington bei
aller Hinwendung zu Asien nicht wollen.

Wen sollte Obama also sonst treffen, wenn nicht Angela Merkel? «Wir
schätzen außerordentlich, dass sie so eine feste Hand gehabt hat in
ihrer Politik», sagt Obama.

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Merkel revanchiert sich eher spärlich. «Unsere bilateralen
Beziehungen sind gut, da brauchen wir nicht viel Zeit drauf zu
verwenden.» Ihrerseits zieht sie keine Bilanz der bisher rund
siebenjährigen gemeinsamen Beziehung. Dazu sei sie völlig außer
Stande, weil es noch so viele Herausforderungen während Obamas
restlichen Amtszeit gebe.

«Die Zukunft mit dem Präsidenten ist wichtiger als die
Vergangenheit», sagt sie. Diese Zukunft dauert noch neun Monate.
Merkel habe einen sehr guten Sinn für Humor, der sich aber nicht
während jeder Pressekonferenz zeige, scherzt Obama.

Womöglich hat sich der Charismatiker wenigstens diesmal eine etwas
lockerere Kanzlerin gewünscht. Er lässt sich aber nicht beirren. «Ich
will Angela noch einmal für ihre mutige Führungsrolle loben, die sie
in Deutschland und Europa eingenommen hat, als verzweifelte
Flüchtlinge aus dem syrischen Konflikt und Konflikten anderswo in der
Region kamen», sagt er.

Und vielleicht weil ihn Merkels Biografie, die als Frau aus der DDR
die Spitze des geeinten Deutschlands erklommen hat, schon immer
begeisterte und berührte, fügt er hinzu: «Vielleicht weil sie einmal
selbst hinter einer Mauer gelebt hat. Angela versteht die Sehnsucht
derer, denen ihre Freiheit verwehrt wurde und die nach einem besseren
Leben suchen.»

Eine von Obamas Hauptbotschaften an die Europäer ist: Die USA sind an
Eurer Seite, aber tut mehr! Jetzt, da der internationale Terrorismus
im Herzen des Kontinents angekommen sei, wo die Wirtschaft nur mäßig
laufe, die Verhandlungen über das umstrittene geplante
TTIP-Handelsabkommen zwischen der EU und USA ins Stocken geraten sind
und die Flüchtlingskrise noch lange nicht im Griff ist, da solle man
besser zusammenhalten. Und, ganz konkret, mehr Geld für Verteidigung
ausgeben. Berlin erreicht das Ziel aber nicht, die Ausgaben für
Verteidigung auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen.

Die Merkel-Obama-Jahre sind recht glatt verlaufen, trotz mancher
Tiefen wie der Affäre um das vom US-Nachrichtendienst abgehörte Handy
der Kanzlerin. Nun endet die gemeinsame Zeit im Amt mit einer Eloge
Obamas auf Merkel. Um eines beneidet er die Kanzlerin allerdings
nicht, versichert Obama. Dass ihre Amtszeit anders als die seine
nicht von vornherein begrenzt sei.

«Ich liebe meinen Job», sagt er. Aber: «Ich habe eingesehen, wie klug
es von den Gründern unseres Landes war, es so einzurichten.». Es sei
eine sehr gesunde Einstellung, dass es eine politische Abwechselung
gebe. Obama vergleicht die Präsidentschaft mit einem Basketballspiel
und die Neuwahl mit einem Spielerwechsel, damit wieder «frischere
Beine» auf den Platz kämen.

Merkel hat der Öffentlichkeit noch nicht mitgeteilt, ob sie zur
Bundestagswahl 2017 noch einmal antritt. Seit bald elf Jahren ist sie
nun im Amt. Länger als Obama. «Frischere Beine», vielleicht gibt
Merkel das noch zu denken?


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