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Dresdner Frauenkirche - mehr als nur ein Symbol


Von Simona Block, dpa


/ 20.10.2015 / Ihre Botschaft von Frieden und Versöhnung ist gefragter denn je. Zwar
versteht sich die Dresdner Frauenkirche auch zehn Jahre nach der
Weihe zuerst als Gotteshaus - aber auch als Forum.

Dresden (dpa) - Frieden. Das Wort zieht sich durch die 125 vollen
Gebetsbücher der Dresdner Frauenkirche. Gerade in diesen Tagen füllen
sich die Seiten noch schneller mit Gebeten rund um Versöhnung oder zu
Wünschen nach einer friedlichen Welt. «Es ist die Botschaft der
Frauenkirche», sagen die Pfarrer Sebastian Feydt und Holger
Treutmann, beide Mitglieder der Geschäftsführung der Stiftung
Frauenkirche.

Gotteshaus, Friedenssymbol, Konzertsaal, Touristenmagnet - das
originalgetreu wiedererrichtete Bauwerk hat seit der Weihe Ende
Oktober 2005 seinen Platz unter den protestantischen Gotteshäusern
zurück. Es ist ein Ort des Glaubens, aber auch Konzertstätte, Lernort
und Forum der Auseinandersetzung mit Themen aus Politik und
Gesellschaft - und wieder ein Wahrzeichen der sächsischen
Landeshauptstadt.

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Fast 20 Millionen in- und ausländische Gäste besuchten die
weltbekannte spätbarocke Kirche seit der Weihe. US-Präsident Barack
Obama betete unter der mächtigen Sandsteinkuppel für die
Verständigung zwischen Israel und Palästina, der muslimischen Welt
und dem Westen, Russlands Präsident Wladimir Putin klopfte an die
Eichentür.

Als Mahnmal gegen Krieg und ihre Botschaft von Frieden und Versöhnung
seien noch genauso dringend nötig wie in der Vergangenheit, sagt
der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD), Renke Brahms. «Versöhnung zwischen Gruppen, Ethnien oder
Religionen ist eine bedeutsame Aufgabe.» Ebenso wie Frieden im
eigenen Land gerade angesichts der Flüchtlinge und
fremdenfeindlicher Äußerungen und Handlungen.

«Sie ist in erster Linie ein geistlicher Ort», sagt Pfarrer
Treutmann. Die Warteschlangen vor den Türen sind seltener, das
Interesse hat sich auf hohem Niveau stabilisiert - regelmäßig
sitzen zwischen 500 und 1200 Menschen im Innenraum. Auch durch
Taufen, Konfirmationen und Trauungen ist eine Art eigene Gemeinde
entstanden.

Bisher mehr als 7500 Gottesdienste und Andachten hatten rund 3,4
Millionen Besucher. «Der Zuspruch von Dresdnern ist viel höher als
erwartet, aber auch noch steigerbar.» 625 Kinder und 180 Erwachsene
wurden unter der mächtigen Orgel getauft, 315 Paare getraut oder
verbunden. Die Nachfrage ist noch immer größer als das Angebot.

Mit 1,1 Millionen Besuchern bei mehr als 1100 Konzerten ist die
Frauenkirche auch eine Kultureinrichtung. So gastierten schon New
Yorker und Wiener Philharmoniker, Claudio Abbado, Simone Young, Anna
Netrebko, Anne-Sophie Mutter, Jonas Kaufmann, Thomas Quasthoff
oder die Regensburger Domspatzen.

Die Frauenkirche ist mehr denn je auch Ort der Suche nach
Orientierung - persönlich und gesellschaftlich. Seit 2010 sprechen
hier Friedensnobelpreisträger zu den Fragen der Zeit, eine Peace
Academy schlägt regelmäßig die Brücke zur nächsten Generation. 

«Nach einigen Jahren hatten wir das Gefühl, das Thema Frieden ist
durch, der ist in Europa gefestigt», sagt Feydt. Nun sei es
erneut brandaktuell. Für ihn und Treutmann ist Einmischung auch mit
Blick auf die fremdenfeindlichen Pegida-Demonstrationen an
Montagabenden Pflicht. «Unsere Aufgabe ist, mit der Frauenkirche von
Dienstag bis Montagmittag ganz andere Werte zu vermitteln.» Sie
solle «Zeitansage und Zeitzeichen» sein.


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