SPOŁECZEŃSTWO KOMENTATOR EUROPA-NIEMCY-POLSKA

Blatter-Rückzug auch in Deutschland begrüßt


/03.06.2015/ Die Rücktrittsankündigung von FIFA-Präsident Joseph Blatter hat in
der Fußball-Welt und sogar der hohen Politik förmlich einen
Stoßseufzer der Erleichterung ausgelöst.

Hamburg (dpa) - Völlig überraschend hat FIFA-Präsident Sepp Blatter
nur vier Tage nach seiner Wiederwahl seinen Rückzug angekündigt. Nach
17 Jahren an der Spitze zog der umstrittene Schweizer damit nach den
nicht endenden Korruptionsvorwürfen gegen die FIFA die Konsequenzen.
Die Rücktrittsankündigung wird auch in Deutschland begrüßt.

«Dies ist ein guter Tag für den Weltfußball», sagte der Präsident der
Bundesliga, Reinhard Rauball. «Alle, die für eine Reform der FIFA
ernsthaft eingetreten sind, sind nun gefordert, mit konstruktiven
Vorschlägen zur Einheit des Fußballs beizutragen», forderte er.

Franz Beckenbauer hat Verständnis für die Rücktrittsankündigung. «Es
war eine vernünftige Entscheidung von Sepp Blatter. Der Druck wurde
zu groß. Er wäre nie mehr zur Ruhe gekommen, ob er Schuld an den
Skandalen trägt oder nicht. Das Problem der FIFA liegt in seinem
System», sagte Beckenbauer der «Bild». Der «Kaiser» war
FIFA-Exekutivmitglied, als die nun von den Schweizer Behörden
untersuchten Weltmeisterschaften 2018 und 2022 an Katar und Russland
vergeben wurden.

Den deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat Blatters
Rückzug überrascht. «Ich habe gesagt, es ist ein Neuanfang notwendig,
wenn der Fußball und die Fußballbegeisterung überleben sollen. Und
ich bin froh, dass der Rücktritt von Herrn Blatter diesen Neuanfang
jetzt möglich macht», sagte er am Dienstag nach der Preisverleihung
des «Deutschen Fußball-Botschafters» in Berlin.

Der Zeitpunkt kam auch überraschend für den Präsidenten des Deutschen
Fußball-Bundes Wolfgang Niersbach. «Die Entscheidung war absolut
richtig, man könnte auch sagen, sie war irgendwie überfällig. Denn
ungeachtet des Wahlsieges beim Kongress ist ja keine Ruhe eingekehrt
und ein Aufbruch, den die FIFA dringend nötig braucht, ist nur mit
einem neuen Mann an der Spitze möglich. Mit seinem Rücktritt sind
bestimmt nicht alle Probleme gelöst. Aber wenn Sepp Blatter jetzt
nicht mehr da ist, dann kann man beginnen, die Probleme zu lösen».
Niersbach ist im FIFA-Exekutivkomitee.

Jüngste Berichte der Zeitung «New York Times» und des US-Senders ABC
legen den Schluss nahe, dass Blatter nur auf juristischen Druck - und
eventuell sogar in einer Kurzschlussreaktion agiert haben könnte. Die
Bundespolizei FBI soll auch gegen ihn ermittelt haben. Das berichtete
am Dienstag die «New York Times» unter Berufung auf Ermittler. Die
Zeitung hatte in der Vorwoche die Verhaftungen von führenden
Fußball-Funktionären als erste publik gemacht und den Anstoß zur
neuen Eskalationsstufe der massiven FIFA-Glaubwürdigkeitskrise kurz
vor Blatters dennoch geglückter Wiederwahl am Freitag gegeben.


reklama
reklama
reklama